Wir wissen nicht genau wie Stevie Wonder die Lieder, die ihn weltberühmt machten, komponierte. Er war jedoch in seinen Jugendjahren auf der Michigan School for the Blind, wo er vor allem klassisches Klavier studierte. Es ist zu vermuten, dass Wonder das Klavierspielen auch mit Hilfe der Braille-Notenschrift gelernt hat. Die Blindenschrift – basierend auf dem erhabenen 6-Punkte-System – wurde im 19. Jahrhundert von Louis Braille erfunden. Darauf basierend entwickelte Braille auch eine Notenschrift, die noch heute viele blinde Musiker nutzen. Der Förderverein möchte Interessierten diese Braille-Notenschrift vorstellen und lädt zu kostenfreien Kursen ein.
Der Ausgangspunkt der Kurse sind die Notenpatenschaften, die unser Förderverein seit einigen Monaten anbietet. Dabei geht es darum, engagierte Musikfreunde als Paten zu gewinnen, die durch eine Spende die Übertragung von ausgewählten Musiknotenwerken in Brailleschrift ermöglichen. Begleiten möchten wir diese Patenschaften nun mit Braille-Notenschriftkursen. Eine ehemalige Mitarbeiterin der DZB und engagierte Freundin des Fördervereins wird in individuell gestalteten Kursen einen Einblick in Logik und Schönehit der Braille-Notenschrift geben. Dazu kann mit sogenannten Punktschriftmaschinen – eine Art Schreibmaschine für die Blindenschrift – das Erlernte gleich selber ausprobiert werden. Und keine Sorge: Für den Kurs muss man keine Vorkenntnisse mitbringen, da er sich auch an Anfänger richtet. Und singen muss man im Kurs auch nicht – aber man darf.
Die Kurse sind kostenfrei und finden in den Räumlichkeiten des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen (dzb lesen) in der Gustav-Adolf-Str. 7 in 04105 Leipzig statt. Die Kurse haben keine festen Termine, sondern erfolgen in Absprache mit den Teilnehmenden und richten sich nach deren Bedürfnissen. Um mehr zu erfahren und/oder um sich anzumelden, kontaktieren Sie am besten direkt unseren Förderverein unter der Telefonnummer 0341 – 7113 141 oder unter der Email-Adresse info@barrierefreies-lesen.de.
Kommen Sie nicht aus Leipzig und Umgebung und wollen trotzdem einen Braille-Notenschriftkurs besuchen? Wir helfen Ihnen, in Ihrer Wohnumgebung ein passendes Angebot zu finden.
Mit viel freudiger Aufregung und noch mehr Geschenken im Gepäck flog Ende Januar 2017 eine 11-köpfige Delegation aus Vertreterinnen der Leipziger Stadtverwaltung sowie Leipziger Inklusions-Experten in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Die Freunde der DZB waren als Projektpartner mit dabei. Ziel der Reise war die Weiterführung des gemeinsamen Projektes der Partnerstädte Leipzig und Addis Abeba hin zu einer inklusiven Kommune.
Nach einem ersten Treffen im Oktober 2016 in Leipzig besuchten wir nun unsere Kollegen auf immerhin 2.500 m, denn so weit oben liegt Addis Abeba. Die Akklimatisierung dauert nicht lange und wurde uns mit reichlich Sonnenschein und leckeren Hochlandskaffee einfach gemacht. Am ersten Abend sind wir dann sogleich in unser Thema eingestiegen – kulinarisch. Die NGO Together, einer unserer Projektpartner, veranstaltete mit uns ein dinner in the dark, was für die Sehenden ein Erlebnis sowie eine große Herausforderung war und einen kleinen Eindruck vom Leben eines blinden Menschen vermittelte. Interessant war es dabei, wie schnell in absoluter Dunkelheit mit den anderen Sinnen die Umgebung und das Essen wahrgenommen wurde.
Am nächsten Morgen war der offizielle Auftakt im Rathaus, wo wir vom Büroleiter des Bürgermeisters herzlich begrüßt wurden. Anschließend folgten mehrere Vorträge von Vertretern der Stadt sowie von einem Behindertenverband. Immer ging es dabei um den Stand der Inklusion in Addis Abeba und welche Maßnahmen bisher (noch nicht) ergriffen wurden. Hier zeigte sich schnell, dass die finanziellen Ressourcen unserer äthiopischen Kollegen nicht annähernd den unsrigen entsprechen. Allerdings ist es umso beeindruckender, wie viel Inklusion auf verschiedenen Ebenen (auch wegen finanzieller Mängel) bereits stattfindet. So berichtete ein Vertreter vom Ministerium für Bildung von einer Vielzahl von Schulen, die seit vielen Jahren inklusiv arbeiten, einfach weil es keine bzw. zu wenige Spezialschulen gibt. Für die Integration von Kindern mit Beeinträchtigungen in die „normalen“ Schulen wurden auch mehrere Förderzentren eingerichtet, die diese inklusiven Schulen mit Wissen und Lehrmaterial ausstatten.
Die folgenden Tage standen dann ganz im Zeichen des praktischen Austauschs. Wir besuchten Einrichtungen, die auf vielfältiger Art und Weise mal mehr, mal weniger inklusiv arbeiten. So zum Beispiel hilft das Unternehmen Signum Vitae Menschen mit Sehbeeinträchtigungen mit preiswerter medizinischer Versorgung sowie mit Brillen zu günstigen Preisen. Mehr als 60% der Mitarbeitenden haben eine Behinderung. Eine Behindertenwerkstatt, wie wir sie in Deutschland kennen und haben, ist Signum Vitae deswegen noch lange nicht. Auch weil das Unternehmen auf dem freien Markt tätig ist und keine öffentlichen Förderung erhält. In der German Church School werden von Anfang an blinde und sehbehinderte Kinder in den Schulalltag integriert. Anfänglich lernen sie in Extrastunden am Nachmittag Braille lesen und schreiben, werden aber nach weniger als einem Jahr in die „normalen“ Klassen integriert. Oder die Addis Abeba Universität, die neben einer Braille-Bücherei auch extra ausgestattete Computerräume hat, die speziell für blinde und sehbehinderte Studierende geeignet sind.
Bei all den (zwangsläufig) inklusive Einrichtungen und der scheinbaren Normalität im Umgang mit Menschen mit Behinderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen, darf nicht vergessen werden, dass Addis Abeba keine reiche Stadt ist und viele Menschen mit Behinderungen in sehr armen Verhältnissen leben, keine Arbeit finden und das soziale Netz nicht annähernd so engmaschig ist wie in Deutschland.
Nach einer intensiven Woche bleibt für uns Freunde der DZB festzuhalten: Unsere Kollegen und Freunde aus Addis Abeba leisten mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln Erstaunliches und wir können und wollen davon lernen. Ein weiteres Treffen im November hat genau dies zum Ziel: Ideen austauschen und konkret an gemeinsamen Projekten zur Entwicklung einer inklusiven Kommune arbeiten. Vielleicht kommen wir einer inklusiven Gesellschaft deutlich schneller näher, wenn die Länder des Nordens und des Südens ihre Fähigkeiten bündeln und vereinen, statt alleine und/oder gegeneinander zu arbeiten.
Ende Oktober startete das dreijährige Kooperationsprojekt „Inklusive Kommune Leipzig – Addis Abeba“. Die Freunde der DZB begleiten das Projekt gemeinsam mit den fachkundigen Mitarbeiter*innen der DZB. So waren wir auch beim einwöchigen Besuch einer offiziellen äthiopischen Delegation hier in Leipzig von Anfang bis Ende und von früh bis spät dabei.
Es waren tolle Tage mit vielen neuen Eindrücken und Freundschaften. Neben dem fachlichen Austausch innerhalb der Projektmitglieder aus Leipzig und Addis Abeba besuchten wir eine Vielzahl von Leipziger Einrichtungen, die sich die Förderung von Menschen mit Behinderungen zur Aufgabe gemacht haben. Dabei erlebten wir mal mehr, mal weniger Inklusion, aber auf jeden Fall eine Vielzahl von engagierten Menschen, denen das Thema ein großes Anliegen ist. Wir besuchten natürlich auch die DZB und hatten hier auch unseren abschließenden Workshop. Neben den arbeitsintensiven Treffen tagsüber gaben es auch viele gemütliche Abende, wie zum Beispiel ein gemeinsames Bowlen.
Nach dem ersten Treffen in Leipzig wird es ein zweites Treffen in Addis Abeba Anfang 2017 geben. Da werden wir ebenfalls eine Vielzahl von unterschiedlichen Einrichtungen besuchen. Auf diesen beiden Treffen aufbauend, werden wir Maßnahmen zur Verbesserung der Inklusion in beiden Städten entwickeln und diese auch in Pilotprojekten umsetzen.
Einige Fotos vom ersten Treffen sollen einen ersten Eindruck vom Projektstart geben. Außerdem gibt es eine Pressemitteilung der Stadt leipzig zum Projektstart hier.
Wir werden natürlich weiter über die Entwicklung des Projektes berichten.
Es war ein langer Vorlauf mit vielen Treffen, Diskussionen und Antragschreiberei – aber nun geht es los. Am Montag (24.10.2016) startet ein Kooperationsprojekt der Kommunen Leipzig und Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens und Partnerstadt Leipzigs. Beide Städte haben es sich in den nächsten drei Jahren zur Aufgabe gemacht, intensiv miteinander über die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft in den beiden Städten zu diskutieren. Es werden wechselseitige Delegationsbesuche stattfinden auf deren Basis dann ein Aktionsplan zur Verbesserung der Inklusion in den Kommunen entwickelt werden soll. Dabei geht es aber nicht darum, dass die Leipziger Kommune den Partner aus Äthiopien Inklusion erklärt. Nein, ganz im Gegenteil – hier soll ein Austausch auf Augenhöhe stattfinden, bei dem beide Kommunen Stärken und Schwächen in der Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft offen legen, um gemeinsam an Lösungen und Verbesserungen zu arbeiten.
Von Anfang an waren die DZB bzw. die Freunde der DZB in die Entwicklung des Projektes involviert. Wir sind Teil der Leipziger Delegation, helfen als Expert*innen und werden am Ende auch zwei Pilotprojekte mit Partnern in Addis Abeba, der German Church School und der NGO Together, verwirklichen. Los geht es nun am Montag mit dem Besuch einer Delegation aus Addis Abeba, bestehend aus Vertretern der dortigen Stadtverwaltung sowie von unabhängigen Nicht-Regierungs-Organisationen. Gemeinsam mit den Leipziger Kolleg*innen werden wir uns verschiedenen Einrichtungen in Leipzig anschauen, über den aktuellen Stand der Inklusion diskutieren und am Ende ein ehrliches und kritisches Besucherprotokoll erarbeiten. Dieses Protokoll bildet dann die Grundlage für unseren Besuch in Addis Abeba am Anfang des nächsten Jahres und für den zu entwickelnden Aktionsplan.
Wir freuen uns sehr auf das Projekt, gerade weil die nach unserem ersten Besuch in Addis Abeba im Februar 2015 geknüpften Kontakte gehalten haben und nun in einen langjährigen Austausch münden. Und dies alles, um das Leben von blinden und sehbehinderten Menschen zu verbessern – überall auf der Welt.
Aus meteorologischer Perspektive ist der 3. September bereits Herbst. Allerdings war davon in diesem Jahr wenig zu spüren. Eher waren die intensiven Sonnenstrahlen auf dem Nacken der MitarbeiterInnen der DZB und des Fördervereins zu spüren. Denn diese standen bei herrlichem Wetter im Innenhof der DZB und begrüßten die vielen hunderten Besucher, die zum jährlichen Tag der offenen Tür in die DZB strömten.
Unter dem Motto „It´s tea time!“ konnte man viele interessante Dinge rund um den Tee kennenlernen und natürlich auch probieren. Bei einem Vortrag durch das Leipziger Konfuzius Institut wurde die Geschichte des Tees in seinem Ursprungsland China erklärt, anschließend konnte man einer Tee-Zeremonie beiwohnen und gleich frischen Tee probieren und kaufen.
Daneben präsentierte sich das Leipziger Schauspiel, die auch in diesem Jahr wieder mehrere Audiodeskription –Stücke in ihrem Programm haben werden. Außerdem konnten die Zuschauer der zweistündigen Radio-DZB-Show von Martin Becker und Andy Gädt lauschen. Hier wurde viel informiert und noch mehr gelacht – besonders als einer der DZB-Hörbuch-Sprecher die Deutscher Verkehrsordnung voller Emotionen und Leidenschaft vorlesen musste.
Für uns Freunde der DZB war dieser Tag der offenen Tür auch etwas Besonderes. Wir stellten unser neues Projekt – die Noten-Patenschaften – der Öffentlichkeit vor. Aus diesem Anlass war der Schirmherr, der Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist, mit von der Partie und half gleich aktiv am Gastrostand für den guten Zweck. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und danken schon jetzt für das Engagement.
Natürlich waren auch alle Räume der DZB geöffnet und in den Führungen lernten die Zuschauer das Haus mit seinen vielen Abteilungen und Tätigkeiten kennen. Am Ende des Tages gab es viele erstaunte und glückliche Gesichter sowie den ein oder anderen sonnenverbrannten Nacken.